Wichtig ist, dass die Strecken so befahren werden, dass der Zug 30min oder 60min oder ein Vielfaches davon zum nächsten Knoten braucht.
Bedeutet also, dass man die Strecken in Deutschland danach baut, was man benötigt, und nicht eine Strecke hat und dann nur den Verkehr abwickeln kann, der da noch drauf funktioniert...
Genau so meine ich das. Insbesondere in der Schweiz ist dieses System perfektioniert. Dort verfolgt man seit den 1990er Jahren das Konzept "Bahn 2000", welches m.W. sogar durch eine dort ja sehr übliche Volksabstimmung abgesegnet wurde. Viele Kritiker meinen zwar, dass man die Schweiz ja nicht mit dem bundesdeutschen Bahnnetz vergleichen könne. Das kann man aber nicht sagen, denn es ist ein weit verzweigtes Netz, bis in den letzten Winkel sogar abgestimmt mit den anschließenden Buslinien. So ein Gesamtkonzept für einen Integralen Taktfahrplan gibt es in Deutschland höchstens auf regionaler Ebene.
Dass es in Deutschland bei der derzeitigen Infrastruktur nicht funktionieren kann, ist klar. Die Knotenbahnhöfe müssten schon mehr Gleise als heute aufweisen. Z.B. ist das Konzept Stuttgart 21 mit seinen nur noch acht Gleisen im dann unterirdischen Hbf. völlig anders konzipiert. Dort wird es viele Umsteiger geben, die erst nach 45 Minuten ihren Anschluss vom ICE in die Region bekommen.
Ansatzweise gibt es ja bereits Taktabstimmungen: z.B. die Regionalbahn Braunschweig-Uelzen, die fährt zur vollen Stunde in Braunschweig ab (wenn auch andere RBs da sind), und nach zwei Stunden trifft sie sich in Uelzen mit dem Metronom nach Hamburg. Wenn man jetzt noch in Gifhorn gleichzeitig zur halben Stunde die REs aus Wolfsburg und Hannover (ich schreibe den Namen einfach mal aus) dabei hätte, wenn man in Uelzen auch Anschlüsse nach Celle und Soltau und das ganze jede Stunde hätte, und überall Anschlussbusse bereitstünden, dann wäre das schon vergleichbar. Aber in Gifhorn fehlt ja jede Möglichkeit, sich mit einem anderen Zug zu begegnen. Und die Fahrtzeit nach Braunschweig ist länger als eine halbe Stunde, so das ein Treffen aller Richtungen in Gifhorn derzeit nicht funktioniert.
Was z.B. nicht in so einen Takt passt, sind Abfahrten vor oder weit nach den Knotenzeiten, die üblicherweise zur vollen oder halben Stunde stattfinden. Z.B. der nun beschleunigte RE Hannover-Halle, der dann zur Minute 55 in Hannover abfährt. Er müsste eher um 05 abfahren, dann hätte er Anschlüsse aus allen Richtungen.
Aber an solchen Details hat man in der Schweiz gearbeitet und inzwischen ein rundes Gesamtangebot. Ich bin mal in der Kleinstadt Frauenfeld gewesen, die hat ca. 20.000 EW und vier viertelstündliche fahrende Stadtbuslinien, idr am Bahnhof noch mit einer Überlandstraßenbahn sowie den Regionalzügen nach Zürich abgestimmt sind. Dort fahren Regionalzüge mit 16 Wagen, unglaublich!
Oder ein anderes Beispiel aus Magdeburg: dort trafen sich bis vor etwa fünf Jahren alle zwei Stunden die IR-Züge Schwerin-Leipzig mit denen der Richtung Hannover-Berlin. Man hatte einen Rundum-Umstieg. Das gibt es alles nicht mehr. Die DB ist eher darauf orientiert, möglichst viele Fahrgäste in die teuren, aber schellen ICEs zu lotsen. Darin sind sie perfekt. Im nächsten Jahr werden wohl die ICs von Düsseldorf über Kassel nach Erfurt etc. gestrichen. Man kann von Kassel schließlich auch über Fulda Richtung Erfurt fahren. Das ist zwar mit Umsteigen verbunden und teurer ist es auch, aber die Kunden werden das schon mitmachen, denkt man sich in der DB-Zentrale. Von daher vertraue ich als Fahrgast der DB nicht besonders
Gruß aus Nordhessen