Ich bin ja eigentlich eher dafür, die Probleme separat zu betrachten, auch wenn einige Probleme vom gleichen Systemfehler stammen können (wobei ich mir da nicht so sicher bin).
Bei der Müllabfuhr sehe ich zumindest kein Marktversagen. Bzw. frage ich mich generell, warum das nicht klappt. Eine Ausschreibung: "Wer holt am günstigsten den Müll ab zu den und den Bedingungen" sollte meiner Meinung nach funktionieren. Und da finde ich das Lohn-Argument auch sehr schlecht, was für mich ein separates Problem ist und separat angegangen werden sollte.
Nach reichlich Überlegung scheint ja der Sozialstaat selbst "Problem" der niedrigen Löhne zu sein. Was zu niedrig ist, wird eben aufgestockt, sodass ein System der Ausnutzung entsteht. Die Entlohnung der Berufe, auf die man offensichtlich angewiesen ist, ist sicher ganz unelastisch, weil man ihnen im Zweifel jeden Preis zahlen müsste.
Also sollte man entweder die Menschen nicht zwingen, zu niedrigen Löhnen zu arbeiten (und Arbeitslosigkeit akzeptieren) oder aber die Firmen zwingen, mehr als das Sozialhilfeniveau zu zahlen. Aus Effizienzgesichtspunkten wäre das nicht optimal, aber das ist die aktuelle Situation ja offensichtlich auch nicht (zu Lasten vieler Arbeitnehmer, die tatsächlich weniger als das verdienen, was sie in einer absolut freien Marktwirtschaft verdienen würden. Fragt sich nur, was besser ist: Hartz IV-Empfänger in Ruhe lassen oder Mindestlohn oder beides.
(mich würde mal eine Studie interessieren, wie sich die Staatseinnahmen verändern würden. Unternehmensgewinne tendentiell runter also Unternehmens-Steuern runter, Sozialabgaben wüchsen in beide Richtungen (mehr Ausgaben für Arbeitslose, dafür bessere Bilanz bei den Sozialversicherungen), Arbeitnehmer-Steuern offensichtlich hoch. Aber steueroptimal ist auch offensichtlich nicht wohlfahrtstechnisch optimal)
Genau, der Kapitalismus ist eine sehr große Umverteilungsmaschinerie von Leuten, die kein Geld haben zu Leuten, die Geld haben. In Zahlen ganz sicher eine größere Umverteilungsmaschinerie als unser Sozialstaat. Und fern davon ab, wie man das finden soll, ist der Staat doch offensichtlich ziemlich dumm, wenn er von der Tendenz her diesen Effekt auch noch verstärkt.
Mal ein bisschen OT: In der Wissenschaft hat "Konsumverzicht heute" einen Wert, genau so wie es einen Wert hat, etwas lieber heute als morgen zu konsumieren. Und das ist die Legitimation des Zinses. So wird es an der Uni gelehrt. Und aus der Tatsache heraus, welche Konsequenzen das verursacht (s. o. bzw. was Arni schreibt), hat Kapitalismus auch überhaupt nichts mit freier Marktwirtschaft zutun (und daher auch nich mit sozialer Marktwirtschaft, wenn das das gleiche ist wie eine absolut freie Marktwirtschaft inkl. Sozialstaat). Jedenfalls sehe ich das so. Also ich finde, dass man da das Wort Marktwirtschaft nicht für in den Dreck ziehen muss, weil ich Marktwirtschaft was Tolles finde