Registrierungsdatum: 9. Juli 2006
Zitat
Leserbrief von Prof. Walter Ackers:
Nichts dazugelernt. Gar nichts. Zwar sprechen wir immer noch von Straßenbahn, aber das ist sie nur noch in der Fallersleber und Leonhardstraße, wo sie wirklich in die Fahrbahn integriert ist. Als Stadtbahn beansprucht sie heute ein eigenes Territorium, das auch rechtlich nicht mehr öffentlicher Raum ist! So jedenfalls wurde ich vom Sicherheitsbeauftragten des Landes Niedersachsens aufgeklärt, als es vor zehn Jahren um die Integration der Bahn am Bohlweg ging.
Lösen wir doch mal unseren selbstgefälligen oder feindseligen Blick von Schloss und Bohlweg und wenden uns wenige Meter nach Süden oder Norden. Begehen wir den nördlichen Bohlweg und Wendenstraße, oder im Süden die Stoben- und Auguststraße. Hier können wir feststellen, dass die Stadt nicht fähig oder bereit ist, ihre Verkehrs-AG dazu zu bringen, ihr Territorium in einem einigermaßen akzeptablen Zustand zu halten. Statt dessen Vernachlässigung, Verwilderung, Verfall. Die Trennung des Raums durch nicht überwindbare eigene Gleiskörper hat im Laufe der Jahre zu einer Verödung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in diesen Straßen geführt.
Jetzt wird alles besser und neu? Im Gegenteil. Dort, wo die Gleise neu verlegt wurden wie am Kennedyplatz, an der Wolfenbütteler oder Kurt-Schumacher-Straße wurde die billigste und primitivste Form gewählt wie aus der Anfangszeit der Eisenbahn. Diese technische Grobheit führt zwangsläufig zu einer Verrohung des Straßenraums im Erscheinungsbild, in der Akustik, im Gebrauch.
Stadt ist Kultur. Städtischer Raum ist Kulturraum. Was derzeit gebaut wurde und von einzelnen Fraktionen auch für die nächsten Abschnitte gefordert und mit Sparzwang begründet wird, ist das Gegenteil, ist schlichtweg Stadtzerstörung. Dies ist das probateste Mittel, um die großartige Erfindung Straßenbahn endgültig zu diskreditieren und sie auch sozial herunterzuwirtschaften.
Es enttäuscht mich maßlos, dass diese Kulturlosigkeit überhaupt Gehör findet. Wenn all die Generationen vor uns so gedacht und gehandelt hätten, so gäbe es heute nichts, aber auch gar nichts in Braunschweig, auf das wir uns kulturell stützen könnten. Nachhaltigkeit lässt sich nur aus der Kultur entwickeln.
Bitte, verehrte Stadtverordneten welcher Fraktion auch immer, reden Sie sich nicht heraus mit fehlendem Geld. Wenn wir uns die Stadtbahn nur leisten können, wenn wir gleichzeitig die Stadt selbst demontieren, dann müssen wir eben auf die Bahn ganz verzichten und lieber Bus fahren.
Wo wollen wir denn eigentlich hin mit unserem Braunschweig? Die Lange Straße zeigt doch beispielhaft, dass eine Stadtbahn auch in die Stadt integrierbar ist und den öffentlichen Raum aufwerten kann. Stellen sie sich diese Straße bitte einmal ohne die Baumreihen, stattdessen mit besagter Vignol- oder Breitfußschiene und Schotterbett vor. Berliner Straße für alle. Das wollen Sie doch nicht wirklich?
Walter Ackers, Braunschweig
Zitat
Herlitschke macht keinen Hehl daraus, dass er die Meinung und Befürchtungen von Ackers teilt: „Mit den neuen Schienen, die die Verkehrs-AG kürzlich hat verlegen lassen, fallen wir tatsächlich hinter dem zurück, was Braunschweig bislang hatte. Lärm und Feinstaubbelastung steigen. Und auch stadtgestalterisch verliert Braunschweig an Lebensqualität.“
Zitat
Sehr geehrter Herr Prof. Ackers,
sehr geehrte Damen und Herren,
ist die Diskussion um das Rasengleis wirklich ernst gemeint?
Wenn in einer Stadt ein großer innerstädtischer Park mit einem von 2,5 Seiten hässlichen Krebsgeschwür aus Beton, Stahl und Glas
versiegelt wird, ist es einfach lächerlich, über ein Rasengleis zu debattieren. Das erinnert an die Schildbürger, die vergessen
haben, dass auch ein Rathaus Fenster benötigt. Wenn man diese Diskussion wirklich ernsthaft führen will, muss man auch überlegen, ob
nicht mehrspurige Straßen zu Gunsten von Baumreihen und Grünstreifen zurückgebaut werden müssen.
Das Argument, dass ohne Rasengleis die Feinstaubbelastung steigt, ist ein Witz. Den Feinstaub bekommt man nur mit einem gut
funktionierenen und attraktiven ÖPNV in den Griff. Und daran mangelt es extrem in Braunschweig. Deshalb sollte lieber über den
Ausbau der Straßenbahn zu einer richtigen Stadtbahn, über Streckenerweiterungen in die Randgebiete der Stradt, über eine westliche
Innenstadtstrecke und über ein verdichtetes Fahrplanangebot nachgedacht werden. Ebenfalls ist es provinziell, wenn bei einer
größeren Menschenansammlung am Bohlweg der gesamte Straßenbahnverkehr zusammenbricht, weil den Verantwortlichen als einzige Lösung
nur die Sperrung der Gleise einfällt.
Und übrigens, Herr Professor Ackers, eine Busfahrt ist keine Alternative zur Straßenbahn. Sie ist unbequem und unattraktiv und daher
der Gipfel der Kulturlosigkeit. Zum Städtebau gehört eben nicht nur Ästhetik, sondern auch Funktion!
Mit freundlichen Grüßen
Registrierungsdatum: 18. Juli 2007
Hallo,
ich glaube der Herr will nicht die Straßenbahn abschaffen, er will sie so in die Stadt integrieren, dass sie als was Positives, Annehmbares empfunden wird, und nicht als unüberweindbare Grenze.
Registrierungsdatum: 7. August 2008
Registrierungsdatum: 7. August 2008
Wie wird eigentlich das Rasengleis in der Langen Straße in BS gepflegt? Mitm Zweiwege-Unimog oder kommt da eine Handrasenmäher-Brigade?