Moin,
Mh, Nachricht ist zu lang! Also hier erstmal der erste Teil!
Ich sehe in unserem Fahrplan, aber auch in unserem Verhalten bzw. unsere Organisation viele Probleme aus denen Verspätung resultieren kann!
Der erste Punkt ist, das unser Fahrplan so wie er ist, nicht mehr funktionieren KANN! In den letzten Jahren wurde hat der Verkehr, besonders im Güterverkehr würde ich sagen eher zugenommen! Es wurden nur weitere Züge in den bestehenden Fahrplan gestopft, hier mal ein bis zwei Minuten verändert damit es wieder "passt"! Was ich damit sagen will der Fahrplan wurde einfach immer nur verschlimmbessert, es wäre Zeit einen komplett überarbeiteten Fahrplan anzubieten! Beispiel dafür wäre die Schweiz, die einen leicht merkbaren Fahrplan haben der auch aufgeht! Das mal vorweg als erster Grundgedanke!
Eine weitere wichtige Rolle spielt die, meiner an sicht nach, falsche Richtung in gestrebt wird. "Berlin-Hamburg, jetzt nur noch eine Stunde und 15 Minuten..." "Wir müssen mit den Billigfligern mithalten" heißt es da. In meinen Augen ganz großer Schwachsinn. Der Kunde wird merken, das er am Flughafen noch gute 2 Stunden mehr zum Ein- und Auschecken braucht... neben der vielleicht Dreiviertelstunde Flugzeit. Da macht es auch nix aus, wenn der Zug sagen wir 10min mehr Fahrzeit bekommt mit denen er evtl. Verspätung raus fahren kann, bzw. sogar 5Min eher am Ziel ist, was auf die Kunden eine äußerst Positive Wirkung hat, anstelle der sonst 5min Verspätung....
Der springende Punkt den ich meine sind Fahrzeitpuffer. Mittlerweile hat man schon wieder begriffen, das besonders bei "wichtigen Zügen" (damit meine ich z.B. Güterzüge wie den "PIC" (Postzug), "Hellmann" (Spedition aus Hannover) oder auch den "Nievenheimer" (Hoch wichtiger Stahlzug Nievenheim-Göttingen) ) Das sind Züge mit denen die DB Geld verdient, aber, wenn sie unpünktlich sind, auch richtig verliert! Als Beispiel kann ich den Hellmann nennen, den Seelzer Personal von Hannover Linden bis Kassel über die Rennbahn fährt! Der Zug hat einen 140km/h Plan, wenn ich diese ausfahre bin ich jedoch ca. 30-40Min zu früh in Kassel.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist die Strecke Münster-Essen, wenn man die Fahrzeiten des RE2 (146.0 + 4Dosto, 160km/h) mit denen der RB42 (ET425+ET425, 140km/h (meistens nur 135km/h)) vergleicht. Der RE hat zwei Halte weniger als die RB und eine Fahrzeit bis Essen von 1:06 H während die RB nur 1:03 H Fahrzeit hat. Im "Normalfall" reicht es völlig mit dem RE nur 120km/h zu fahren und man hat immer noch gut Fahrzeit! Im Verspätungsfall schaffe ich es aber auch (wie Tervara das so schön beschrieben hat, genau die Bremspunkte kennen...

) fixe 8-9Minuten zwischen Münster und Essen raus zufahren. Das ist mir der RB schlicht unmöglich. Es ist da schon schwer mit "normaler" Fahrweise überhaupt den Fahrplan zu halten. Wenn man dann doch was zugesetzt hat (warum sei mal dahingestellt) und versucht dieses wieder "raus zufahren" ist das immer mit Stress verbunden. Bei 140km/h ist eine Sekunde zu spät gehandelt schon 20Meter weiter... Und glaubt mir, es ist ein Schei*gefühl wenn man so merkt, das passt nicht mehr, da geht die erste Tür schon mal über den Bahnsteig rüber... Wenn man dann so total hilflos da sitzt und nur noch auf ein Wunder hofft...

Daher machen sich viele Kollegen diesen Stress gar nicht erst, was sind schon 5Minuten...
Ein weiterer Punkt sind die Wendezeiten. Auf der S-Bahn haben wir Wendezeiten von 5Minuten. Das heißt, ich muss in dieser Zeit meine Lok "umrüsten" mein FIS programmieren, auf die Andere Seite gehen (bei der S-Bahn an die 140Meter) dort wieder Aufrüsten eine Bremsprobe machen ggf. Fahrplanunterlagen raussuchen. Das ist in 5Min nicht alles zu schaffen! Alleine das Laden von EBuLa (elektronischer Buchfahrplan) dauert teilweise schon an die 3-4 Minuten... Da bekomme ich eher neue Verspätung, bzw. schleppe ggf. alte wieder mit! Wenn ich dann so etwas höre das die Wendezeiten für ICE Züge in Frankfurt HBF auf bis zu 30 Sekunden gekürzt werden sollen... Das ist genau das gleiche wie mit dem Berlin-Hamburg Kram...
Schön ist auch, dass unsere Fahrpläne immer von den besten Bedingungen ausgehen! Sommer, Sonne und Sonnenschein! Da kann ich dann mit maximaler Beschleunigung bzw. Bremskraft an die Bahnsteige gehen. Nur richtig Tückisch wird es dann im Herbst, wenn es galt wird! Da muss ich mal eben 500Meter früher anfangen mit Bremsen, damit ich nicht total ins Rutschen kommen, was fatal enden kann! Ein weiteres Beispiel, auch wieder die RB42, ist die Einfahrt in Münster HBF. Der Fahrplan geht da von einer Einfahrt mit 60km/h aus. Wenn jedoch aus der Gegenrichtung etwas ebenfalls Einfahrt hat, in ein benachbartes Gleis, komme ich nur noch mit 30km/h rein! (fehlender Durchrutschweg!) Und das kostet RICHTIG Zeit!
Ein weiter nicht unerheblicher Verspätungsgrund bzw. ein Grund warum man nichts rausholt, sind die Fahrgäste, oder besser ihr Verhalten. Der erste Punkt ist das ankommen am Zug. Ich habe so das Gefühl das ein Haufen Leute meint "59 Minuten zu früh" zum Zug kommen zu müssen. Ich bin einer derer der, wenn er sieht das noch Leute angerannt kommen, die Türen auch noch mal freigibt! (außer in großen Bahnhöfen wie z.B. Hannover oder auch im "Pott", da kommen nämlich permanent Leute angerannt.) Das kostet dann trotz allem noch mal gute 30-60 Sekunden ehe dann wieder alles zu ist. Und schon habe ich eine Minute! Nun komme ich in den Nächsten Bahnhof und komme mit sagen wir 30Sekunden Verspätung an! die Türen sind frei... und was muss ich sehen? Der komplette Fahrgastwechsel (ca. 50Mann rein/raus) findet schön säuberlich nach deutscher Ordnung durch EINE der 16Möglichen Türen statt... Das dauert dann natürlich wieder... und schon habe ich in der Abfahrt fix wieder meine Minute von vorhin...
Ein weiteres Thema ist das Verhalten der Reisenden IM Zug! Ich komme pünktlich in Düsseldorf Flughafen an und habe dort eine Standzeit von 2 min! Nach den 2 min stelle ich keinen Fahrgastwechsel fest und schließe meine Türen und beginne loszufahren. Bei ca. 3-4km/h entlüftet sich die Hauptluftleitung (er Bremst!) ich stehe wieder... da ich noch komplett am Bahnsteig stehe gebe ich noch mal die Türen frei, plötzlich springen 5 Leute mit Koffern aus dem Zug und rennen los, wie ich es mir schon gedacht habe wurde die Notbremse gezogen! Ende vom Leid +5Minuten! Was soll ich dazu noch sagen? Reichen 2Min Standzeit nicht locker zum Aussteigen?
Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein.
Jiddu Krishnamurti